Eine Erzähltextanalyse
Hausarbeit, 2011
10 Seiten, Note: 1, 6
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Rettung und Vernichtung: Zufall oder Schicksal? 2. Josephe und Jeronimo: Irdisches Gesetz im Kontrast zur göttlichen Fügung
3. Das rettende Paradies und ihre neue Gesellschaft
4. Wiederherstellung der vorherigen Verhältnisse und die Katastrophe
5. Rettung und Vernichtung: Ein Ideal in Trümmern
6. Literaturverzeichnis
Im Folgenden wird Heinrich von Kleists Novelle "Das Erdbeben in Chili", welche 1807 erstmals veröffentlicht wurde, hinsichtlich des Motivs von "Rettung und Vernichtung" untersucht. Die sich eigentlich widersprechenden Worte Rettung und Vernichtung sind während des gesamten Handlungsverlaufs stark vertreten und wirken oft paradox, da sie gemeinsam und nicht selten auch gleichzeitig auftreten. Dies zeigt, dass sie aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten sind; was für den einen Rettung, ist für den anderen Vernichtung. Ein passendes Beispiel hierfür ist das plötzliche Überleben der beiden Protagonisten Josephe und Jeronimo auf Grund des Erdbebens, wohingegen ein Teil der Stadtbevölkerung die Naturkatastrophe nicht überlebt.
Das Erdbeben In Chili Zusammenfassung Von
Struktur Die Erzählung ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil ereignet sich in der Stadt St. Jago, in der uns die Vorgeschichte erzählt wird und dann vom Erdbeben berichtet wird. Der zweite Teil spielt im Tal außerhalb der Stadt und der dritte Teil am Nachmittag wieder in der Stadt in der Kirche. Die Chronologie der Handlung wird im ersten und im zweiten Teil durch eingeschobene Berichte über das zuvor Geschehene unterbrochen. Im ersten Teil werden uns die Ereignisse von Josephes und Jeronimos Vorgeschichte berichtet. Zu Beginn des zweiten Teils erhalten wir den Bericht von Josephes Flucht. Erster Teil (S. 9, Z. 1- S. 13, Z. 21) Die Erzählung springt direkt in das dramatische Geschehen hinein, und zwar in den Moment, als sich das Erdbeben ereignet und Jeronimo kurz davor ist, sich zu erhängen und Josephe kurz vor ihrer Hinrichtung steht. Doch schon im zweiten Satz wird uns zunächst in einem Rückblick von der Geschichte Josephes und Jeronimos berichtet und geschildert, wie es zu der jetzigen Situation kam.
Das Erdbeben In Chili Zusammenfassung Der
»Das Erdbeben in Chili« erzählt die Geschichte eines jungen Liebespaares, dem unschuldig Schreckliches widerfährt. Die Novelle von Heinrich von Kleist wurde 1807 unter dem Titel »Jeronimo und Josephe« in Cottas »Morgenblatt für gebildete Stände« veröffentlicht. Die Handlung spielt sich vor dem historischen Hintergrund des Erdbebens in Santiago de Chile im Jahre 1647 ab. Die Novelle greift das Problem der Theodizee auf: die Frage, wie das Böse in die Welt gelangt und warum es von Gott nicht verhindert wird. Theodizee
Der Begriff »Theodizee« wurde von dem Philosophen der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) geprägt. Er stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet »Rechtfertigung Gottes«. Leibniz stellt die Frage, warum Gott nicht eingreife, wenn guten Menschen Böses widerfahre. Diese Frage wird bereits im Alten Testament im Buch Hiob gestellt. Leibniz beantwortet sie damit, dass Gott »die beste aller möglichen Welten« geschaffen habe. Nach dem verheerenden Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755, das Tausende Menschen das Leben kostete, griffen führende europäische Denker diese Antwort an.
2, 3) das eigene Kind aus dem zusammenfallenden Gebäude. Mit diesem läuft sie dann zum Gefängnis, doch auch dieses ist zerstört und Jeronimo nicht zu finden. So hetzt sie weiter durch die Stadt. Dort sieht sie die Leiche des Erzbischofs und, dass der Palast des Vizekönigs und das Gerichtsgebäude in Flammen steht. Sie geht weiter bis sie in das Tal außerhalb der Stadt kommt und dort nun wieder mit ihrem Geliebten zusammentrifft. Die Beiden fühlen sich an diesem Orte "als ob es das Tal von Eden…" (Seite 55, Z. 8) wäre. "Wieviel Elend mußte über die Welt kommen" (vgl. Seite 55, Z. 35, 36) damit sie endlich glücklich werden. Unter vielen Küssen schlafen sie ein. Am nächsten Morgen tritt ein junger Mann, Don Fernando, mit einem Kleinkind zu ihnen und bittet, ob Josephe dem Kind nicht kurz die Brust geben kann, da die Mutter schwer verletzt ist. Josephe erfüllt den Wunsch und als Gegenleistung werden sie von der Familie des jungen Mannes zum Frühstück eingeladen. Von allen werden sie "mit so vieler Vertraulichkeit und Güte behandelt" (Seite 56, Z.