Tot ist überhaupt nichts
Tot ist überhaupt nichts:
Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum. Ich bin ich, und ihr seid ihr. Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
nur weil ich aus dem Blick bin? Was auch immer wir füreinander waren,
sind wir auch jetzt noch. Spielt, lächelt, denkt an mich. Leben bedeutet auch jetzt all das,
was es auch sonst bedeutet hat. Es hat sich nichts verändert,
ich warte auf euch,
irgendwo
sehr nah bei euch. Alles ist gut. (Annette von Droste-Hülshoff)
Foto: Tim Maas
- Gesellschaftskritik, Bipolarität und das Unheimliche in Annette von Droste-Hülshoffs Gedicht "Am Thurme" - GRIN
- Alles tot und stumm – Annette von Droste-Hülshoff in Briefen
Gesellschaftskritik, Bipolarität Und Das Unheimliche In Annette Von Droste-Hülshoffs Gedicht &Quot;Am Thurme&Quot; - Grin
"Fahr wohl, du altes Jahr, mit Freud und Leiden! // Der Himmel schenkt ein neues, wenn er will. " — Annette von Droste-Hülshoff, Das geistliche Jahr Am Neujahrstage. In: Gesammelte Schriften, Dritter Teil, Das geistliche Jahr, Hrsg. Levin Schnücking, Cotta, Stuttgart 1879, S. 3 "Zu Cöln am Rheine kniet ein Weib // Am Rabensteine unter'm Rade, // Und über'm Rade liegt ein Leib, // An dem sich weiden Kräh' und Made;" — Annette von Droste-Hülshoff Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Cöln, III., Verse 1-4, zitiert nach: Gedichte, J. G. Cotta'scher Verlag, Stuttgart und Tübingen 1844, S. 279,, siehe auch "Wie stehst du doch so dürr und kahl, // Die trocknen Adern leer, // O Feigenbaum! // Ein Totenkranz von Blättern fahl // Hängt rasselnd um dich her, // Wie Wellenschaum. " — Annette von Droste-Hülshoff Am Montag in der Charwoche, Verse 1-6, zitiert nach: Das geitliche Jahr, Dritte Auflage, Verlag der J. Cottaschen Buchhandlung, Stuttgart 1876, S. 55,, siehe auch "Was Leben hat, das kennt die Zeit der Gnade, // Der Liebe Pforten sind ihm aufgehtan; // Zum Himmel führen tausend lichte Pfade, // Ein jeder Stand hat sein eigne Bahn. "
Alles Tot Und Stumm – Annette Von Droste-Hülshoff In Briefen
Fühlen Sie nicht, dass, sobald ich dies einsah, meine Lage noch viel epinöser war als die Ihrige und ich meinen Schultern um keinen Preis eine solche Verantwortung aufladen durfte? Sie können also keine Parallele von damals zu jetzt ziehn, und wenn Sie es dennoch tun, so täuschen Sie sich auf eine für unser so liebes und fruchtbringendes Verhältnis höchst traurige Art. Haben Sie mir aber Ihr Ehrenwort gegeben, so stelle ich Ihnen alles mit dem vollsten Vertrauen zu und will Ihnen dann die Sache möglichst erleichtern. Sie mögen mir nämlich, da ich sämtliche korrigierte Brouillons bewahrt habe, nur Gedicht, Strophe und Zeile bezeichnen, wo Sie Veränderungen durchaus nötig finden – eine Arbeit, die sich beim Durchlesen auf einem zur Seite liegenden Blatte schnell und leicht macht – und ich schicke Ihnen dann mit der nächsten Post wo möglich mehrere Lesarten zur Auswahl. Diese Korrekturen dürfen aber nicht von Ihrer Hand gemacht werden, d. im Manuskript, was Cotta geschickt wird, sondern eine fremde muss es tun.
Scheint es sich auf den ersten Blick eher um eine solide Beschreibung der durcheinander gewirbelten Emotionen einer Frau zu handeln, die nur ansatzweise politisch-soziale und feministische Aspekte anspricht, so stellt man bei einer genaueren Untersuchung der Begrifflichkeiten und Ausrücke (vor allem im historischen Kontext des damaligen alltäglichen Sprachgebrauchs) fest, dass sich unter der Oberfläche die ein oder andere subtile Kritik an der bestehenden Gesellschaftsordnung ausmachen lässt. [... ]
1 Woesler, Bd. I, 2 S. 867
2 Woesler, Bd. 868
3 Woesler, Bd. I, 1 S. 78
4 alle zitierten Beispiele aus dem Gedicht beziehen sich auf die Fassung aus Woesler, Bd. I, S. 78
5 sämtliche lexikalischen Definitionen, soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich auf das Wörterbuch der Deutschen Sprache der Gebrüder Grimm (1854-1960) 16 Bde. [32 Teilbände], Leipzig: (Onlineversion)