Metropoltheater Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke von Joachim Meyerhoff
Wie spielt ein Nilpferd Effi Briest? Joachim verlässt mit zwanzig Jahren nach dem Unfalltod des Bruders seine Heimatstadt Schleswig in Norddeutschland, um in München eine Zivildienststelle in einem Krankenhaus anzutreten. Ein starkes Motiv für diese Wahl waren seine hormondurchtränkten Vorstellungen vom Schwesternwohnheim. Es gab aber noch einen anderen, recht verhaltenen Wunsch, nämlich, den Beruf des Schauspielers zu ergreifen. Also bewirbt er sich an der Otto Falckenberg Schule und wird, zu seiner großen Überraschung, angenommen. Immerhin hatte er nicht einmal, wie gefordert, drei Vorsprechrollen erarbeitet. Er bietet lediglich einen Auszug aus Büchners "Dantons Tod" an. Dabei hat er absolut keine Vorstellung, wie er den Danton spielen und sprechen soll. Stadttheater Fürth - Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke. Egal, er überzeugt. Joachim muss feststellen, dass er sich in München mit seinem kargen Salär kein Zimmer, geschweige denn eine Wohnung leisten kann, und so zieht er vorübergehend in der Nymphenburger Villa der Großeltern ein.
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"Ach, diese Lücke! Diese entsetzliche Lücke" ist Bestandteil des dritten Teils von Meyerhoffs inzwischen vierteiligen autobiografischen Romanwerks "Alle Toten fliegen hoch". Regisseur Gil Mehmert schrieb eine dramatische Fassung und brachte das Werk nun auf die Bühne des Metropoltheaters. Heraus kam eine Komödie, die im weiteren Sinne Theater auf das Theater brachte. Das ist immer eine sichere Bank, zumal hier noch dazukam, dass dem Münchner Publikum Einblicke in die Schauspielerschmiede der Münchner Kammerspiele gewährt wurden. Metropoltheater ach diese lücke erste angriffe mit. James Newton, Thorsten Krohn, Lucca Züchner
© Jean-Marc Turmes
"Ach diese Lücke! Diese entsetzliche Lücke, die ich hier in meinem Busen fühle! " ist einer der großartigsten Seufzer in der deutschen Literatur. Er stammt von Goethe und wird von Werther geseufzt, ehe der sein Leben aushaucht. Angesichts der tragikomischen und grotesken Erlebnisse Joachims, reizt schon der Titel zum Lachen, denn nichts ist der Inszenierung weniger eigen als Pathos. Die Probenzeit indes stand unter keinem guten Stern, denn der Darsteller des Joachim, James Newton, übernahm die Rolle 10 Tage vor der Premiere.
Das Strukturprinzip dieser gelungenen Romanadaption: Joachim (geradezu ideal verkörpert von James Newton) fällt immer wieder "aus der Rolle". Er spielt und kommentiert sich gleichzeitig bzw. knapp versetzt. So entstehen höchst unterhaltsame Ebenen- und Perspektivwechsel, die die Handlung vorantreiben und die Episoden zusammenhalten. (... ) Ein langer, aber wegen des rasanten Timings niemals langweiliger Abend. Großer Beifall für das ganze Ensemble. Zu verdanken auch dem wunderbar harmonischen Zusammenwirken von Vanessa Eckart, Lean Fargel, Sophie Rogall und Nicolas Wolf. Vor allem aber Lucca Züchner und Thorsten Krohn. Sie spielen mit vollem Körpereinsatz die Großeltern und kleinere Rollen wie Schauspiellehrer/-in, Falckenberg-Direktor, Aikido-Lehrer. Weiß Got-t tragende Rollen, die sogar ohne Worte auskommen. Fabelhaft! Metropol theater ach diese locke . '' schreibt Petra Herrmann am 7. Februar 2019 auf KULTURA-EXTRA War die Kritik hilfreich?