Ein Abend über den Zweifel in St. Petri zu Lübeck
Der Glaube hat es nicht leicht. Den Kirchen gelingt es immer weniger, die Menschen an sich zu binden. Vieles, was man früher einmal glaubte, hat die Wissenschaft hinterfragt. Schöpfung? Gott? Und während fundamentalistische Kreise noch auf unumstößlichen Wahrheiten beharren, wird ein bewusster oder unbewusster Atheismus zur normalen Lebensform. Zweifeln wir zu Recht? Schon 1922 formulierte Dietrich Bonhoeffer den Satz "Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht", und forderte später eine weltliche Neu-Interpretation der religiösen Begriffe. Sind Gott, Geist und Glaube nur noch Chiffren aus längst vergangenen Zeiten? St. Petri lädt ein zu einem theologisch-philosophischen Abend-Seminar mit Impulsen und Provokationen, mit offenen Debatten und Musik. Mit einem Hauptvortrag von Prof. Dr. Matthias Kroeger (Theologe), der im Anschluss an Bonhoeffers Diktum ein ungewöhnliches Konzept eines postsakralen non-theistischen Glaubens entwickelt hat. Mit Diskussionsbeiträgen von Prof. Gaja von Sychowski (Erziehungswissenschaftlerin), Prof. Jürgen Westermann (Mediziner), Stefan Bartels-von Mensenkampff (Elektroingenieur), Dr. Wolfram Eckloff (Biologe) und Pastor Dr. Bernd Schwarze.
Einen Gott Den Es Gibt Gibt Es Nicht Bonhoeffer Se
Jetzt erscheint Heft 61 der "Verantwortung". Auch heute noch gibt es Verquickungen von Staat und Kirche, die wir kritisieren. Beispiel: Der Wiederaufbau des Turms der im Krieg zerstörten Garnisonskirche in Potsdam. Erbaut im Jahr 1735 unter dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I., diente die Garnisonskirche dem preußischen und später dem kaiserlichen und nationalsozialistischen Militarismus – mit dem "Segen der Kirche". Der wiederaufgebaute Turm soll eine "Stätte der Versöhnung" werden. Versöhnung ist wichtig, ja. Aber ist der Ort, der Symbol einer verhängnisvollen militaristischen "Gott-mit-uns-Kultur" ist, der richtige Ort zur Versöhnung? Bestimmt nicht! Es wäre zu begrüßen, wenn sich unsere Kirche von staatlicher Abhängigkeit ganz befreien würde, damit sie mehr "für andere da sein" kann, wie es Dietrich Bonhoeffer forderte. Sollten wir als dbv nicht wieder mehr widerständig werden? Ich meine, ja! Aber schreiben Sie uns doch bitte auch Ihre Meinung! Eine erbauliche Lektüre – der alten wie der neuen Hefte – wünscht Ihnen
Ihr Herbert Pfeiffer
Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen; es ist sinnlos und gefährlich. Um zu
wissen, wie wir der Dummheit beikommen können, müssen wir ihr Wesen zu verstehen suchen. Soviel ist sicher, daß sie nicht wesentlich ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist. Es
gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind, und intellektuell sehr Schwerfällige, die alles andere als dumm sind. Diese Entdeckung machen wir zu unserer Überraschung
anläßlich bestimmter Situationen. Dabei gewinnt man weniger den Eindruck, daß die Dummheit ein angeborener Defekt ist, als daß unter bestimmten Umständen die Menschen dumm gemacht werden, bzw.
sich dumm machen lassen. Wir beobachten weiterhin, daß abgeschlossen und einsam lebende Menschen diesen Defekt seltener zeigen als zur Gesellung neigende oder verurteilte Menschen und
Menschengruppen. So scheint die Dummheit vielleicht weniger ein psychologisches als ein soziologisches Problem zu sein. Sie ist eine besondere Form der Einwirkung geschichtlicher Umstände auf den
Menschen, eine psychologische Begleiterscheinung bestimmter äußerer Verhältnisse.