Der erste Hohenstaufe, der König Konrad, lag Mit Heeresmacht vor Weinsberg seit manchem langen Tag. Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest, Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest. Der Hunger kam, der Hunger! Das ist ein scharfer Dorn. Nun suchten sie die Gnade, nun fanden sie den Zorn: "Ihr habt mir hier erschlagen gar manchen Degen wert, Und öffnet ihr die Tore, so trifft euch doch das Schwert! Die Weiber-Treu der Frauen zu Weinsberg – Wikisource. " Da sind die Weiber kommen: "Und muss es also sein, Gewährt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein! " Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt. Da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt. "Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei, Was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei; Lasst ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort! Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort. " Und als der frühe Morgen im Osten kaum gegraut, Da hat ein seltnes Schauspiel vom Lager man geschaut; Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Tor, Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt hervor.
- Die Weiber-Treu der Frauen zu Weinsberg – Wikisource
- Die Weiber von Weinsberg: Baden-Württemberg.de
Die Weiber-Treu Der Frauen Zu Weinsberg – Wikisource
Denn Pfaffentrug und Weiberlist Gehn über alles, wie ihr wißt. Ein junges Weibchen Lobesan, Seit gestern erst getrauet, Gibt einen klugen Einfall an, Der alles Volk erbauet; Den ihr, sofern ihr anders wollt, Belachen und beklatschen sollt. Zur Zeit der stillen Mitternacht Die schönste Ambassade Von Weibern sich ins Lager macht, Und bettelt dort um Gnade. Sie bettelt sanft, sie bettelt süß, Erhält doch aber nichts, als dies: »Die Weiber sollten Abzug han, Mit ihren besten Schätzen, Was übrig bliebe, wollte man Zerhauen und zerfetzen. « Mit der Kapitulation Schleicht die Gesandtschaft trüb' davon. Drauf, als der Morgen bricht hervor, Gebt Achtung! Was geschiehet? Es öffnet sich das nächste Thor, Und jedes Weibchen ziehet, Mit ihrem Männchen schwer im Sack', So war ich lebe! Huckepack. Die Weiber von Weinsberg: Baden-Württemberg.de. – Manch Hofschranz suchte zwar sofort Das Kniffchen zu vereiteln; Doch Konrad sprach: »Ein Kaiserwort Soll man nicht dreh'n noch deuteln. Ha bravo! rief er, bravo so! Meint' unsre Frau es auch nur so! « Er gab Pardon und ein Bankett, Den Schönen zu gefallen.
Die Weiber Von Weinsberg: Baden-Württemberg.De
Denkt an unsere Kinder! Und wir Weiber können Euch doch nichts Übles
tun. Und wenn Ihr uns abziehen lasst, dann lasst uns wenigstens etwas für
den weiten Weg und die Flucht mitnehmen, wenigstens das, was uns am liebsten
und am kostbarsten ist. " Darauf willigte der Kaiser schließlich ein. "Nun
ja", sagte er, "dann sei euch das gewährt. Morgen früh wird das Tor geöffnet,
und ihr zieht mit euren Kindern ab, und was euch am kostbarsten ist und
was ihr auf dem Rücken tragen könnt, das könnt ihr mitnehmen. " Am anderen Morgen stand der Kaiser mit einigen seiner Ritter auf dem Hügel
vor dem Stadttor. Als er den Befehl gegeben hatte, das große Tor zu öffnen,
strömte der Zug der Weiber heraus. Aber was war denn das? Was trugen die
Frauen denn da alle auf ihrem Rücken? Das sah ja wirklich zum Lachen aus! Und der Kaiser lachte. Jede Frau hatte ihren Mann auf den Rücken gepackt. Huckepack trugen sie so ihre Männer aus der Stadt hinaus. Die Männer waren
ja doch das Kostbarste und Liebste, was sie hatten, und das durften sie
nach den Worten des Kaisers mitnehmen.
Da ward gegeigt, da ward trompet't, Und durchgetanzt mit allen, Wie mit der Burgemeisterin, So mit der Besembinderin. Ei! sagt mir doch, wo Weinsberg liegt? Ist gar ein wackres Städtchen. Hat, treu und fromm und klug gewiegt, Viel Weiberchen und Mädchen. Ich muß, kömmt mir das Freien ein, Führwahr! muß Eins aus Weinsberg frei'n. Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03