Startseite Lokales Bremen Erstellt: 22. 09. 2017, 08:00 Uhr Kommentare Teilen Eine wachsende Pinocchio-Nase in einem Jungengesicht – ein unerwartetes Element in "What?!? " und typisch für die Werke von Stephan Fritsch. © Langkowski Bremen - Von Ilka Langkowski. "What?!? Scheeßel: Stephan Fritsch und Wolfgang Gido stellen im Meyerhof aus. " heißt Stephan Fritschs Bild, das er in unserer Serie "Mein Kunst-Stück" vorstellt. Das porträtierte Jungengesicht schielt erschrocken auf seine Nase. "Kleine Eingriffe" nennt Fritsch die unerwarteten Elemente in seinen Bildern. Die wachsende Pinocchio-Nase in "What?!? " beschreibt eine surreale Situation. Das unterscheidet dieses Werk von Stephan Fritschs anderen Bildern, die sonst durch ganz realistische kleine Eingriffe in das Porträt Aufmerksamkeit erregen. Über ein Vierteljahr arbeitete Fritsch an dem 31 Zentimeter mal 37 Zentimeter großen Ölbild. Obwohl Fritsch die Idee zu dem Bild schon lange im Kopf hatte, näherte er sich der endgültigen Version über viele Versuche an. Am Anfang standen zwei Fotosessions, in denen ein Freund seines Sohnes Modell stand.
Stephan Fritsch Künstler E
Ausgangspunkt ihrer Bilder ist jeweils eine Auswahl von Fotografien aus eigenen, biographisch gewachsenen Beständen, Flohmarktfunden, Fotoblogs und computersynthetischen Bilddokumenten, die zunächst in Form einer digitalen Collage zusammengeführt werden. Diese wird mittels spezieller Computerprogramme wiederum bearbeitet und verfremdet, um am Ende die Grundlage für eine Malerei zu liefern, die häufig ein scheinbar privates, ungebrochenes und glückliches Idyll inszeniert. Stephan Fritsch - cas / salzburg. So wird eine Vielzahl von Bildern in einem Wechselspiel von digitaler und malerischer Überarbeitung zu einer stereotypen Szene privaten Glücks verdichtet, die den Betrachtern seltsam bekannt und vertraut erscheint. Die spezifischen Charakteristika der Fotografie und der digitalen Fotobearbeitung wie Unschärfe, Doppel- und Überbelichtung werden in Malerei übertragen und übersteigert. Die Bilder werden damit entindividualisiert und ihrer konkreten Kontextualität enthoben, womit sich inhaltliche Leerstellen ergeben, die von den Betrachtern mit individuellen Erinnerungen und Assoziationen gefüllt werden können.
Stephan Fritsch Künstler Show
Galerie Dechanatstraße / HfK Bremen
2006 Teilnahme am Caspar David Friedrich Preis Dresden/ Greifswald
Stephan Fritsch Künstler Y
Kinder finden sich viele unter den Bildern dieser Ausstellung, und das nicht von ungefähr: "Sie verleihen noch einmal eine besondere Aussage, weil sie beim Betrachter Urgefühle wie Beschützerinstinkt wecken. " Und auch hier ergeben sich Berührungspunkte zum Werk von Gido, spricht auch er doch universelle Emotionen an: "Das Betrachten von Kunst muss etwas bewegen, sonst würde Kunst nur zur Dekoration verkommen. " Ricke hat mit der Ausstellung dieser beiden Künstler ein sehr gutes Händchen bewiesen, der gerade der Kontext des Meyerhofs gut zu Gesicht steht: "Die Referenzen an alte Meister und das traditionelle Handwerk und die Weiterführung in die Moderne – das passt wirklich gut hierher", findet sie. Stephan fritsch künstler show. hey
Viele dieser Arbeiten vermitteln auf den ersten Blick eine harmonische und friedvolle Erscheinung und erschaffen durch das homogen wirkende Zusammensein von Mensch und Umgebung einen sorglosen und von Idylle getragenen Eindruck. Bei näherer Betrachtung wird dieser jedoch abrupt unterbochen, der veremeintliche Wiedererkennungseffekt von Störungen durchzogen. Stephan fritsch künstler e. Die Materialität der Farbe, glänzend und in einer pastosen Schicht aufgetragen, scheint sich beständig in zähem Fluss zu befinden und die dargestellten Szenerien optisch langsam zu deformieren. Im Zuge der Betrachtung zersetzt sich die vormals wahrgenommene Idylle. Unter den malerischen, zuweilen intransparenten Farbstrukturen und -schlieren scheint sich etwas Unheilvolles zu verbergen. Die malerisch inszenierten Situationen entwickeln sich zu Szenarien mit latent wahrnehmbarer apokalyptischer Qualität, die von der Desillusion und Verlorenheit des Individuums zeugt. Der Schein des heilen privaten Glücks, der harmonischen familiären Bindung, der sich im Rahmen alltäglicher Fotografien beliebterweise durch ausschnitthafte Aufnahmen von gemeinsamen Wanderungen, einem Picknick inmitten romatischer Natur oder erholsamen Strandurlauben wiederspiegelt, bekommt so Risse und Sprünge.
Beim näheren Hinblicken entdeckt der Betrachter die gestreifte Häftlingsuniform. Fritsch wie Gido fordern zu näherem Hingucken, laden ein zur eigenen Interpretation – aufdrängen wollen sie sich jedoch nicht. Und so stecken die beiden, die sich erst vor einigen Stunden bei der Vorbereitung der Ausstellung "Untitled" kennengelernt haben, denn auch bald mitten im Diskurs: "Was will Kunst, was soll sie? " Plakative, vor politischer Aussage strotzende Konzeptkunst sei nicht seins, betont Fritsch. Stephan Fritsch | KUNSTRAUM. Auch wenn sein viel diskutiertes Werk, ein mit schwarzer Farbe angemaltes Kindergesicht, das im Rahmen der letztjährigen Meisterschülerausstellung in der Weserburg mit seiner Referenz an die Rassendiskussion für Furore sorgte: mitgedacht sei diese Anspielung keineswegs gewesen. Meist kommen seine Bezüge, Ecken, Berührungspunkte, die zum Weiterdenken anregen, subtiler daher: Die Engelsflügel verweisen auf Chagall, das überlebenshohe Bildnis eines kleinen Jungen auf dem Steckenpferd an einen seiner verehrten Meister.