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© Gerald von Foris
Schreiben ist nicht umsonst. Gegen die Zwangslizenzierung. Für Vielfalt und
Meinungsfreiheit. Eine Initiative von Autorinnen und Autoren, Verlagen und Buchhandel
Gegen die Zwangslizenzierung. Für Vielfalt und Meinungsfreiheit. Vielfalt, Mut zu Neuem und die Freiheit des Denkens – das sind die Triebfedern der Literatur in einer offenen Gesellschaft. Wir, die Gemeinschaft von Autorinnen und Autoren, Verlagen und Buchhandel, stoßen Debatten an. Unsere Romane und Geschichten, Gedichte und Dramen, Sachbücher, Ratgeber, Fachbücher, Lehrbücher, Essays und Kinderbücher eröffnen Lesenden neue Welten und Sichtweisen. Heute sind wir in Sorge, dass die Politik unsere Arbeitsgrundlage aufs Spiel setzt – durch Bestrebungen, mit dem Zugang zu Literatur zugleich digitale Ausleihe zu Niedrigpreisen zu erzwingen. Der Weg dorthin soll über die öffentlichen Bibliotheken führen. Doch dieser Weg wäre fatal. Was ich mit dem Buch des Fotografen Gerald v. Foris gelernt habe. Selbstverständlich schätzen wir das Konzept der Bibliotheken, Menschen unabhängig von ihrer finanziellen Lage die Möglichkeit zum Lesen von Büchern zu geben.
Gerald Von Foris Statue
Musiker, Podcaster und jetzt auch Autor Drangsal hat sein Erstlingswerk veröffentlicht. Die Textsammlung "Doch" gibt es laut eigener Aussage nur, weil er sich gegen den Willen des Verlags, einen zusammenhängenden Roman abzuliefern, durchgesetzt hat. Und dazu kann man in diesen Fall nur gratulieren. Kurze Texte und Gedichte, offensichtlich aus ganz unterschiedlichen Phasen von Max Grubers Leben. Zusammengefasst in einem Buch, das auch noch wahnsinnig gut aussieht. Gerald von foris stroke. Die Texte alle so kurz, dass man nie in Versuchung kommt, zwischendurch das Buch weglegen zu wollen. Mal lustig, wirr, bizarr, marzialisch, morbide oder relatable, dass man zustimmend nickt, grinst oder die Augenbraue hebt. Drangsals Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, das lyrisch umzusetzen sind aus seiner Musik bekannt. In "Doch" werden sie ein weiteres Mal unterstrichen. Teilweise mit Wendungen, die man selbst auf drei Seiten Geschichte weder erwartet noch hofft. Eine Empfehlung ist "Dopsen" ab Seite 20. Vielleicht ist dieser Text in einem ICE entstanden und vielleicht haben die ersten acht Zeilen von "Dopsen" das Verhältnis des Autors zu seinen Mitmenschen und der Rolle seiner Kopfhörer in dieser Angelegenheit in perfekter Weise beschrieben.
Aber dann bleibt die Inszenierung zumindest in der ersten Folge eher Meta-Schmuck, gut kommentierbares Ironiefutter, ohne wirklich einem Gedanken nachzugehen. Intimes wie Banales plätschern lieblich dahin, es herrschen Ruhe und Wärme. Gerald von foris statue. Und deshalb geht da noch mehr Inhaltlich geht das Konzept nach stockenden ersten zehn Minuten, die die Journalistin Yasmine M'Barek zum Glück mit hundert klugen Sätzen füllt, auf. Man plaudert über Wut (M'Barek: "Wut löst entweder eine Blockade oder macht eine Blockade") oder Einsamkeit (Lindner: "Da muss ich an Howard Carpendales 'Einsam in der Samstagnacht denken'"), keiner muss witzig oder originell sein. Schlagersänger Lindner erzählt über sein Outing oder über das Gefühl, nach einem Konzert vor tausend Menschen allein ins Hotelzimmer zu kommen. Polak schafft als unterspannter Talkmaster fläzend und unaufgeregt eine Gesprächsatmosphäre, in der Intimes wie Banales lieblich dahinplätschern. Nur, bei aller Gemütlichkeit, wäre es nicht interessanter, Leute einzuladen, die nicht schon eine Autobiografie mit dem Titel "Achterbahn meiner Gefühle" veröffentlicht haben wie Lindner?