Das "Venus"-Gemälde ist fast drei Meter breit, Posin arbeitet schon seit mehreren Monaten daran. "Die Kunden haben riesige Häuser, sie brauchen die passenden Bilder", sagt er. Sein Bruder Michael, 66, kommt in den Raum. Er raucht, sieht sich das Werk an. Sagt nichts, geht rauchend wieder ins Nebenzimmer. Foto: Caroline Seidel/ dpa
Der Berliner Kunstsalon der drei ist unscheinbar. Alte Blümchengardinen hängen in den Schaufenstern, der Teppichboden ist an einigen Stellen verschlissen. Die alte Ledercouch hat Risse, ein dickes schwarzes Klebeband hält sie notdürftig zusammen. Auf dem Tisch: Wodka und viele andere Getränke. An den Wänden hängen Fotos, Zeitungs- und Magazinberichte über ihre Arbeit. Die Posins verstehen es, sich zu inszenieren. Die drei Männer tragen Jeans, karierte Hemden oder Westen aus schwarzem Leder. Auf einem Pappschild steht "Rundgang", es zeigt in den Keller. Urheberrechtsverletzung: Kopie oder neues Werk? – Borgelt&Partner Rechtsanwälte mbB. Die Luft steht. Überall Verpackungsfolien, Kartons und Bilder, Bilder, Bilder. Nicht alle sind nachgeahmt, viele Werke der Brüder sind Eigenkreationen.
Kunst Kopieren Erlaubt In New York
Die meisten dieser Kopien stammen aus China. In einem Stadtteil von Shenzhen, nicht weit von Hongkong, reproduzieren Tausende von Malern europäische Meisterwerke, im Akkord und im Fließbandverfahren. Einer malt den Hintergrund, der nächste die Gesichter, und zum Schluss verfeinert ein ausgebildeter Kunstmaler das Werk mit wenigen Pinselstrichen: Mehr als fünf Millionen Gemälde soll das Dorf jedes Jahr exportieren. Kunst kopieren erlaubt ist. Aber es gibt auch in Deutschland Gemäldekopisten. Es sind nicht viele, mehr als eine Handvoll Aufträge im Jahr erhalten sie kaum. Die wenigstens betreiben das Kopieren im Hauptberuf, sie runden ihr Einkommen als freier bildender Künstler oder als Restaurator damit auf. So macht es zum Beispiel John Vere-Hodge. Wer ihm beim Arbeiten zusehen will, muss ins oberbayerische Maisach kommen, das Gewerbegebiet durchqueren und irgendwann rechts abfahren. In einem baufälligen Hinterhaus liegt das winzige Atelier des gebürtigen Engländers, der einen Münchner Kunstverlag mit Kopien Alter Meister beliefert.
Was ist eine "originale Kopie"? Das ist eben keine Fälschung. Zwei Gemäldekopisten erzählen von ihrem aufwendigen Handwerk in Deutschland und die Konkurrenz in China. V ermeers "Mädchen mit der Perle" kostet 119, 01 Euro, Van Goghs "Sternennacht über der Rhone" ist für 169 Euro zu haben, auch die "Mona Lisa" zählt mit 149 Euro zu den Schnäppchen - und das nicht als Poster oder Leinwanddruck, sondern als Original. Genauer gesagt: als originale Kopie. Handgemalt in Öl auf Leinwand, auf Wunsch auch mit Craquelé, jenen feinen Rissen, die Gemälde erst nach Jahrhunderten entwickeln. Die meisten Kopien stammen aus China
Das alles ist nur ein paar Mausklicks entfernt. Kunst kopieren erlaubt op. Wer "Gemäldekopie" in die Maske einer Suchmaschine eingibt, dem spuckt sie zahlreiche Online-Shops entgegen mit "handgemalten Künstlerkopien in Museumsqualität" oder "Reproduktionen Alter Meister, vom Original kaum zu unterscheiden". Richtig ins Geld geht dabei nur der Rahmen, für einen vergoldeten bezahlt man leicht das Zehnfache dessen, was die "künstlerisch hochwertigen Unikate" kosten.