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Veröffentlicht 20. Mai 2022
· Aktualisiert 18. Mai 2022
Jetzt ist es raus: Ich bin ein Perverser und ein Sadist. Zumindest in den Augen so mancher Follower auf der Twitterspielwiese der sozialen Medien. Und ja: Ich habe es selbst provoziert. Denn am 17. 05. pünktlich um 6. 59 Uhr entließ ich diesen Tweet in die Weltöffentlichkeit:
7 Uhr. Los geht's. 7 Uhr. Gute Wünsche für gute Nachbarn – Mümmel Leben. Los geht's. — Zwetschgenmann (@Zwetschgenmann) May 17, 2022
Immerhin verzichte ich fünf Ausrufezeiten. So peinlich, pervers oder sadistisch bin ich dann doch nicht. Dann den Startknopf gedrückt und auf die Sekunde genau um 7 Uhr fräste sich der kleine Elektromäher durch über 20cm hohes Gras. Es war ein Kampf. Natur vs. Zivilisation, der menschliche Wille zu einem raspelkurzen Rasen vs. das ungesteuerte, hemmungslose und vor allem explosionsartige Wachstum auf der winzigen Wiese vor dem Haus. Als Rasenmähermann (Cineasten verstehen die Anspielung) tobe ich mich vollkommen aus; ganz ohne Drogen, ohne Pierce Brosnan als Mentor, ohne tödlichen Cypersex oder Aggressionen.
- Gute Wünsche für gute Nachbarn – Mümmel Leben
Gute Wünsche Für Gute Nachbarn – Mümmel Leben
Im Hinblick auf den Studioschwerpunkt ‹Upcycling› war diese vertiefende Art der Bestandsaufnahme aufschlussreicher als eine klassische Vermessung und Planerfassung. Die Analyse verdeutlichte, welche Werte auf diesem Areal heute noch eine Rolle spielen und für die Zukunft neu interpretiert werden können. Atelier vor Ort. Workshop im Bestand. Die besondere Lage des ausgewählten Objektes machte das zukünftige Szenario für ein grösseres Publikum relevant, als nur für die unmittelbaren Nachbarn im Quartier. Diesen Ort passieren Schülerinnen tagtäglich auf dem Weg in die jeweilige Bildungsstätte. Viele Bürgerinnen kommen auf dem Weg in die Altstadt hier vorbei und der ein oder andere Besucher des benachbarten Kulturzentrums flaniert gemütlich und neugierig umher. Und was würden Sie hier gerne tun? Mir war schnell klar, dass ich diese Frage nicht nur in Gedanken stellen und theoretisch beantworten wollte. Also fertigte ich Meinungstafeln an und platzierte sie im Hof, um die Menschen zur Partizipation zu motivieren.
Ich mache mir immer gern einen gemischten Kräutertee aus dem Garten. Mai
Im Galarock des heiteren Verschwenders, ein Blumenzepter in der schmalen Hand, fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders, aus seiner Kutsche grüßend, über Land. Es überblüht sich, er braucht nur zu winken. Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain. Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken. Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein. Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten. Die Birken machen einen grünen Knicks. Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten, das Scherzo aus der Symphonie des Glücks. Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle. Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei. Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle. O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai! Melancholie und Freude sind wohl Schwestern. Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee. Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern. Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh. Er nickt uns zu und ruft: "Ich komm ja wieder! " Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.